
Die Europäische Wildkatze
Sie leben zurückgezogen und versteckt vor allem in urwüchsigen, naturnahen Wäldern. Meist schlafen sie tagsüber und jagen nachts. Deshalb bekommt sie kaum jemand zu Gesicht. Aber sie sind da. In unseren Wäldern gibt es sie noch: die Europäischen Wildkatzen.
Aussehen: ähnlich einer wildfarbenen Hauskatze, aber buschiger Schwanz mit dunklen Ringen und stumpfem, schwarzen Ende; Fellzeichnung nicht kontrastreich, sondern verwaschen; besonders im Winterfell gedrungen und kräftiger als Hauskatze wirkend
Gewicht: Katzen meist um 4 kg; Kater um 5 kg
Nachwuchs: 2 – 4 (max. 6) Junge pro Wurf, kommen zwischen März und September zur Welt; die meisten Würfe im April; zweiter Wurf im Herbst, normalerweise nur bei Verlust des ersten
Nahrung: in Mitteleuropa vor allem Mäuse; seltener und je nach Angebot: Kaninchen, Eidechsen, Frösche, Insekten, Kleinvögel; Aas nur ausnahmsweise; kaum pflanzliche Nahrung
Spuren: Pfotenabdruck wie Hauskatze: rundlicher Umriss; Ballen und 4 Zehen, aber keine Krallen im Abdruck (von den 5 Vorderzehen erscheint der Daumen nicht im Abdruck, die hinteren Pfoten haben nur 4 Zehen)
Tragzeit: 63 – 69 Tage
Alter: etwa 7 – 10 Jahre, in Gefangenschaft über 15 Jahre
Lebensraum der Wildkatzen
Wildkatzen sind reine Waldbewohner – sie werden daher auch oft Waldkatzen genannt. Kleine helle Lichtungen, im Wald verborgene Wiesen und ruhige, heckenreiche Säume am Waldrand sind die Lieblingsplätze der Wildkatzen. Hier erbeuten sie Mäuse, die ihre Hauptnahrungsquelle sind.
Baum- und Felshöhlen, Wurzeln und abgestorbenes Geäst sind wichtige Bestandteile ihres Lebensraums. Sie dienen der Wildkatze als Tagesversteck und als Versteck bei der Aufzucht ihrer Jungen.
Je vielfältiger und strukturreicher der Wald ist, desto tiefer dringen die Wildkatzen in ihn ein. Und umgekehrt: Wo Gebüsche und Hecken ihnen Deckung bieten, wagen sie sich aus dem Wald heraus.
In Deutschland nehmen Wälder gegenwärtig nur noch etwa 30 Prozent der Gesamtfläche ein. Diese Wälder werden aber meist forstwirtschaftlich genutzt und sind deshalb sehr eintönig. Ursprüngliche Buchenmischwälder finden sich kaum noch. So bleiben für Wildkatzen immer weniger geeignete Lebensräume. Heute sind sie an vielen Orten ihrer ursprünglichen Heimat verschwunden oder vom Aussterben bedroht.
Verbreitung der Wildkatze in Europa
Ursprünglich hat die Wildkatze ganz Europa besiedelt. Heute kommt sie auf der iberischen Halbinsel, in Schottland, Italien, auf dem Balkan, in Ostfrankreich bis Belgien und in Teilen West- und Mitteldeutschlands vor. Zwischen diesen Vorkommen findet vermutlich aufgrund der großräumigen Isolation der Gebiete kein nennenswerter Austausch mehr statt.
In Osteuropa sind zwar zurzeit noch mehr Wildkatzen als in West- und Mitteleuropa zu finden. Durch (teilweise illegale) Jagd und mangelndes Schutzmanagement nimmt die Zahl jedoch stärker ab als in anderen Gebieten.
Innerhalb Deutschlands gibt es zwei Hauptverbreitungsgebiete: Das sind zum einen die Vorkommen in Eifel, Hunsrück, Pfälzer Wald und Taunus, welche vermutlich untereinander im Austausch stehen und Anschluss an die Vorkommen in Ostfrankreich und Belgien haben. Das Gebiet beherbergt die bedeutendste deutsche Wildkatzenpopulation: im Pfälzerwald auf 2861 km² ca. 200-600 Tiere, in der Eifel auf 4443 km² ca. 500-1.000 Tiere, im Hunsrück auf 3783 km² ca. 500-1.000 Tiere und im rheinland-pfälzischen Teil des Taunus östlich des Rheins auf 868 km² 100 - 200 Tiere.
Das zweite Verbreitungsgebiet umfasst die Waldgebiete im Harz, Solling, Kyffhäuser, die übrigen Waldgebiete Nordthüringens und den Hainich. Aus den unmittelbar südlich angrenzenden Waldgebieten des Thüringer Waldes und der Rhön gibt es bis heute keinen Nachweis einer fest etablierten Population, obwohl die Wälder geeignet wären. In Bayern ist es im Spessart und im Steigerwald gelungen, Wildkatzen wieder anzusiedeln. Dem Verbreitungszentrum in Mitteldeutschland kommt perspektivisch eine Schlüsselrolle als Bindeglied zwischen den Vorkommen Ost- und Westeuropas zu.